11. März 2019
Die US-amerikanische Forscherin Mary Blair-Loy hat viel über die mysteriöse, undurchsichtige, aber sehr wirkungsvolle sogenannte ideal worker normgeforscht.[i] In ihrem Werk „Competing devotions: Career and Family among Women Excutives“ beschreibt sie die Karrierewege von 81 weiblichen Führungskräften.[ii] Diese erzählten Blair-Loy von der hohen Erwartungshaltung an Manager viele Überstunden leisten zu müssen, alles für die Karriere zu geben, völlige Loyalität gegenüber dem...
06. März 2019
Während meiner Ausbildung zum systemischen Coach war ich immer wieder verblüfft, mit welch absurden technokratischen Begriffen meine Kommilitonen und auch Ausbilder hantierten. Sie verfolgten damit durchaus gute Absicht. Sie wollten Nähe zu ihren Klienten herstellen, sich durch ein Verfallen in die Peer-Sprache aber auch Legitimität verschaffen. Es ist in dieser Branche wie in Unternehmen so üblich, für kommunikative und psychologische Phänomene am Arbeitsplatz mechanistisches Vokabular...
24. Februar 2019
"Feierabend, Arbeiten Mensch bleiben" ist ein Plädoyer für mehr Muße, Pausen, Sabbaticals, Grillabende, Kurztrips. Wir arbeiten häufig viel zu viel - oft aus finanziellen Gründen. Arbeit soll zudem sinnhaft und erfüllend sein. Darüber vergessen wir schnell, dass uns nur begrenzt Zeit zur Verfügung steht und wir das Leben gar nicht mehr genießen.
19. Juli 2016
Es ist nicht das Telefongespräch mit einem wütenden Kunden, auch nicht die unreflektierte Beurteilung vom Chef oder gar der tägliche Stau bei der Heimfahrt: Die schwierigsten Momenten im Arbeitsalltag sind häufig die ersten 15 Minuten Zuhause, nachdem beide Partner über die Türschwelle getreten sind, Bürotasche und Mantel abgelegt haben und genüsslich in die Hausschuhe schlüpfen.
15. Juni 2016
"Holland", sagte einst ein Ex-Freund, ein amerikanischer Gitarrist, zu mir, "ist das Land des Glücks schlechthin. Die Leute sind weniger rassistisch. Sie dürfen, ohne Strafen zu befürchten, Marihuana rauchen, und arbeiten wenig." Da ich damals, als wir dieses Gespräch führten, gerade mein Studium abgeschlossen hatte und sich die Bewerbungsprozesse für mein angestrebtes Volontariat in einer Nachrichtenredaktion länger hinzogen, versuchten wir unser Glück und zogen nach Hilversum unweit...
31. Mai 2016
Die Niederländer arbeiten gerne Teilzeit. In Island sind Eltern besonders gleichberechtigt. Französinnen belasten sich seltener mit einem überfrachteten Mutterbild, und spanische Familien ziehen viel Glück aus den kleinen, gemeinsamen Momenten im Alltag. Es gibt kein Land auf dieser Welt, das sich als Schlaraffenland für Familien bezeichnen lässt. Nicht alle schwedischen Kinder wachsen in Bullerbü auf, hinter der hübschen egalitären Oberfläche in Skandinavien brodelt es durchaus. Doch...
23. Mai 2016
Warum es rein rechnersich noch 81 Jahre dauert bis Männer und Frauen in Österreich wirtschaftlich gleichauf sind Österreich ist ein sehr wertkonservatives Land. Das betrifft ganz besonders die Familienpolitik und die Vorstellungen, welche Rolle Mann und Frau erfüllen sollten. Der jüngste Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforum platzierte Österreich auf Platz 37, hinter Malawi. Es werde rein rechnerisch noch 81 Jahre dauern, hieß es beim WWF, bis Männer und Frauen in Sachen...
13. Mai 2016
Es gibt Momente im Leben, in denen die Gefühlszustände so komplex sind, dass sie ganze Bücher füllen könnten. Doch wer hat schon stets die Muße all das Wirrwarr im Kopf niederzuschreiben? Und wer vor allem hat die Muße, dies alles zu lesen? Denn die Gedanken formen sich doch erst dann zu etwas Konkretem, wenn es von einem Gegenüber widergespiegelt wird. Und das erfordert den direkten Austausch von Mensch zu Mensch.
21. April 2016
Arbeit, so habe ich es einst in meiner Kindheit gelernt, gehört zum Leben wie das Zähneputzen, der sonntägliche Kirchgang und das Kinderkriegen. Man musste dabei kein großes Vergnügen empfinden, aber all diese Dinge galten als fester Bestandteil des gewöhnlichen Erwachsenenlebens. Sie wurden erledigt ohne groß ihren Sinn zu hinterfragen. Nach der Arbeit durfte man sich schöneren Dingen widmen, einem guten Buch zum Beispiel, ein paar Stunden an der Nordsee oder einem Bier im Dorfkrug.
11. April 2016
Es war dieser Blick des Magazin-Leiters eines TV-Senders, der in mir sehr nachhaltig den Wunsch einer selbständigen Tätigkeit weckte. Dieser Blick, der sich aus einer Mischung aus Erstaunen, ein wenig Entsetzen, viel Abschätzigkeit und einer ordentlichen Prise Paternalismus zusammensetzte. Wie konnte ich auf die Idee kommen, in der heißen Anfangsphase eines frisch zu produzierenden Fernseh-Magazins bereits um 18 Uhr 30 aus dem Büro marschieren?